Untersuchung von Sputum, Tracheal- und Bronchialsekret
Das Sekret der tiefen Atemwege wird bei der Gewinnung als Sputum (Expektorat) zwangsläufig mit der Mund-Rachenflora kontaminiert. Diagnostisch überlegen und auch zum Nachweis von speziellen Erregern (Anaerobiern, Legionellen, Mykoplasmen, Chlamydien, Pneumo-cystis) geeignet sind Tracheal- und Bronchialsekret sowie bronchoalveoläre Lavage (BAL). Zur TBC- und Mykobakterien-Diagnostik eignen sich ebenfalls Sputum, Trachealsekret, Bronchialsekret und BAL. Magensaft eignet sich entgegen früheren Ansichten nur, wenn in dem Versandröhrchen Trinatriumphosphat zur Abpufferung des niedrigen pHs enthalten ist.
Entnahme / Versand
Morgensputum nach gründlicher Mundtoilette: Zähne putzen, Spülen mit frischem Wasser; evtl. zuerst mit desinfizierender Lösung, dann mit Wasser nachspülen. Der Patient muss wissen, dass nicht Mundspeichel ("Spucke"), sondern Auswurf untersucht werden soll. Expektoration in ein weitlumiges steriles Gefäß (z. B. Petrischale). Zur Untersuchung eignet sich nur Sputum, das sichtbare Eiterflocken enthält. Wir empfehlen, diese gezielt mit einem Abstrichtupfer zu entnehmen und im Transportmedium einzusenden. Mehrmalige Entnahme verbessert die diagnostische Aussagekraft. Bei ungenügender Expektoration kann diese teilweise durch Atemgymnastik und Inhalation hypertoner Aerosole (NaCL-Lösung 10-15 %) provoziert werden. Mindestmenge: 2 ml.
Tracheal-/Bronchialsekret wird über Katheter oder Tubus, besser gezielt bronchoskopisch oder durch Trachealpunktion (perkutan) gewonnen. Einsendung in sterilem Gefäß, bei geringer Materialmenge besser in Transportmedium. Mindestmenge: 2 ml.
TBC-Diagnostik: an 3-5 Tagen Morgensputum, nativ in sterilem Gefäß eingesandt. Bei ungenügender Expektoration (oder zusätzlich zu Sputum) Magennüchternsaft bzw.- spülflüssigkeit in sterilem Gefäß, das 1-2 ml Trinatriumphosphatlösung (s. o.) zur Säureabpufferung enthält. Bei verzögertem Transport Proben bei 4°C lagern.
Zur Pertussis-Diagnostik (PCR) sind Nasopharyngealabstriche am Besten geeignet (bitte gesondertes Entnahmebesteck anfordern, Tel. 05141/9256-0), zum Nachweis von anaeroben Erregern, Legionellen, Mycoplasma pneumoniae, Chlamydien (PCR) oder Pneumocystis carinii Tracheobronchialsekret oder provoziertes Sputum.
Untersuchungsauftrag
Erreger und Resistenz (E + R); je nach Verdacht auch Untersuchung auf TBC: Ziehl-Neelsen (ZN), Kultur (K), Resistenzbestimmung (R), ggf. zusätzlich TBC-PCR; Mycoplasma pneumoniae (PCR), Chlamydia pneumoniae (PCR), Legionellen, Aktinomyzeten (Kultur), Pilze, ggf. einschl. Cryptococcus (Kultur), Pneumocystis jiroveci.
Bewertung
Tracheal- und Bronchialsekret ist physiologischerweise steril. Die meisten potentiellen Erreger siedeln aber bei Gesunden unterschiedlich häufig im Mund-Nasen-Rachenraum. Je weniger das untersuchte Material mit dieser Flora kontaminiert ist, umso eher kann fakultativen Erregern ein Krankheitswert beigemessen werden. Die Bewertung von Keimen in Sputum ist wegen der zwangsläufigen Kontamination stets besonders kritisch vorzunehmen (mikroskopischer Befund/Leukozyten, wiederholte Nachweisbarkeit, klinischer Status/Abwehrlage; bei Pneumonie stets auch Blutkulturen).
Häufige Erreger akuter Infektionen: Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Staphylococcus aureus, bei hospitalisierten und abwehrschwachen Patienten auch Klebsiellen u. a. Enterobakterien, Pseudomonaden, Legionellen; bei interstitiellen Pneumonien verschiedene Viren, Mycoplasma pneumoniae, Chlamydien einschl. C. psittaci (Ornithose), Coxiella burnetii (Q-Fieber), bei AIDS häufig Pneumocystis jiroveci.
Erreger chronischer Infektionen: Pseudomonaden, Enterobakterien, TBC- u. andere Mykobakterien, Aktinomyzeten, Pilze. Bei Aspirationspneumonie, Lungenabszess und Bronchiektasen werden in Tracheal-/Bronchialsekret oder Abszesspunktat oft auch Anaerobier gefunden. Mykosen sind am häufigsten durch Candida-Arten, seltener durch Cryptococcus (AIDS!), Aspergillus-Arten oder andere Schimmelpilze verursacht.
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